Hallo Zusammen,
diesen Bericht gibts auf Web.de:
->
«Hansi» zwitschert seit 200 Jahren
Wiesbaden - Er gilt als intelligent, pflegeleicht und sprachbegabt: Der Wellensittich ist für mindestens drei Millionen Deutsche ein treuer Partner.
Vor 200 Jahren startete der «gewellte Singpapagei» (Melopsittacus undulatus) zu seinem Erfolgsflug in Europa. Der englische Naturkundler George Shaw hatte den Vogel im Jahr 1805 im australischen Busch entdeckt und ihm seinen Namen gegeben. Auf der Deutschen Zoofachmesse, die noch bis Sonntag in Wiesbaden stattfindet, wird dieses Jubiläum gefeiert.
Zuerst zwitscherte der weltweit wohl beliebteste Ziervogel in England. Vor 150 Jahren begann dann seine Zucht in Deutschland, berichtet der Präsident des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe, Klaus Oechsner. Inzwischen flattert der Mini-Papagei durch Käfige auf der ganzen Welt.
In Deutschland hat allerdings das Interesse an «Hansi» - der inzwischen englisch eingefärbt oft «Cooky» oder «Pucky» heißt - stark nachgelassen. Nach Angaben Oechsners erwerben pro Jahr geschätzte 200 000 Menschen einen gefiederten Freund, der für 25 bis 40 Euro in einer Zoohandlung zu kaufen ist. Vor 20 Jahren waren es noch um die 800 000 Käufer. «Die jungen Menschen sitzen heute lieber vor dem Computer als vor dem Vogelkäfig», sagt der Verbandspräsident. Oft führe der Wellensittich nach der ersten Begeisterung ein recht einsames und unbeachtetes Leben, das bis zu 20 Jahre dauern kann.
«Man darf die Tiere auf keinen Fall alleine halten», lautet der Appell der Biologin Heidrun Betz vom Deutschen Tierschutzbund an die Besitzer. Die Vögel versuchten verzweifelt Kontakt aufzunehmen, verkümmerten und entwickelten Verhaltensstörungen. Die verbreitete Überzeugung, dass die Sittiche alleine zutraulicher würden, hält die Tierschützerin für falsch: «Der Mensch kann dem Vogel den Partner nicht ersetzen.»
Ein Spiegel im Käfig in Vertretung eines Artgenossen macht das Tier aus Sicht von Experten sogar krank. Denn was der Besitzer als putziges Spielen zu erkennen meint, bringt «Hansi» schier zur Verzweiflung. «Der Wellensittich versucht seinen vermeintlichen Partner mit Körnern zu füttern und pickt den ganzen Tag über gegen den Spiegel», sagt Oechsner. Dadurch bekomme der Vogel eine Kropfentzündung und könne sterben.
In Freiheit ist der Wellensittich in seiner Heimat Australien immer in Schwärmen unterwegs. Der «wilde Hansi» sieht seinem Ziervogel-Bruder aber kaum noch ähnlich. «Der Ur-Vogel ist viel kleiner als der gezüchtete und außerdem grün», erläutert Oechsner. Anders als bei größeren Sittich-Arten halten es Experten für unwahrscheinlich, dass sich frei lebende Wellensittich-Kolonien je in Deutschland ansiedeln. Fliegt das Käfig-Tierchen weg, könne es sich nur ein paar Tage lang allein ernähren. Raben, Elstern und Krähen seien außerdem natürliche Feinde. «Hansi ist einfach zu bunt und zu klein, um frei in Deutschland zu überleben», stellt Oechsner fest.
© dpa - Meldung vom 20.05.2005 11:35 Uhr
LG
Mirax